Über manche Dinge spricht man beim Abendessen nur schwer – über Politik, das Liebesleben von Teenagern und darüber, wer den Abwasch machen muss. Auch Geld steht meist auf dieser Liste. Doch in letzter Zeit war es in einer kleinen Nachbarschaft anders. Am Tisch einer Familie beugte sich ein Vater über seinen Teller Spaghetti und fragte: „Also, wer kann mir heute Abend den Zinseszins erklären?“ Seine Tochter sprang fast vom Stuhl auf, um zu antworten.

Die Veränderung kam nicht von ungefähr. CFIEE – der International Economic Education Council – hatte eine kurze Workshop-Reihe an der örtlichen Schule durchgeführt. Allerdings nicht nur für Kinder. Auch Eltern waren eingeladen, und einige von ihnen gaben zu, dass sie hauptsächlich wegen des kostenlosen Kaffees und der Snacks gekommen waren. Doch sobald die erste Sitzung begonnen hatte, blieben die Leute. Und kamen immer wieder.

Die erste Woche war ganz einfach: ein Schnellkurs zum Thema Sparen, der Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen und eine lustige Aktivität, bei der die Kinder mit einem Budget von 50 Dollar eine imaginäre Geburtstagsparty planen mussten. Am Ende wurde einem Jungen klar, dass er den Ballonbogen durchschneiden musste, wenn er für alle Kuchen haben wollte. „Willkommen im echten Leben“, sagte die Lehrerin grinsend, und alle lachten.

Dann kam der Welleneffekt. Beim nächsten Elternabend erzählte eine Mutter, ihr Sohn habe die Familie davon überzeugt, ein Sparschwein anzulegen. „Es steht direkt neben dem Toaster“, sagte sie, „und wir alle werfen Münzen hinein, wenn wir können. Sogar mein Mann hat das Kleingeld aus seinem Auto reingeworfen – ein Wunder.“ Die anderen Eltern nickten, halb amüsiert, halb fasziniert.

So funktionieren CFIEE-Programme am besten: Sie beginnen klein, mit einer einzigen Idee, die in den Alltag integriert wird. Ziel ist nicht nur, Zahlen zu lehren, sondern Gespräche anzuregen. Wenn Schüler etwas über Budgetierung oder Kredite verstehen, sprechen sie mit Freunden darüber. Eltern hören zu, werden neugierig, und plötzlich wird aus einem einst privaten Thema ein gesellschaftliches Thema.

Um Schulen und Nachbarschaften die Arbeit zu erleichtern, bietet Ultima X program eine gebrauchsfertige Vorlage für einen „Geld-ist-wichtig-Monat“. Die Vorlage beginnt mit einer Auftaktveranstaltung – beispielsweise einem Quizabend oder einem gemeinsamen Potluck, bei dem jedes Gericht weniger als 10 Dollar kostet. (Meistens bringt jemand viel zu viele Kekse mit, aber niemand beschwert sich.) Anschließend werden in wöchentlichen Mini-Sitzungen Grundlagen wie „Budgetierung 101“, „So funktionieren Banken“ und „Intelligentes Geldausgeben“ behandelt.

Freiwillige spielen eine große Rolle. Einige helfen bei der Leitung der Sitzungen, andere fungieren als Mentoren für die jüngeren Kinder, und einige haben die Aufgabe, Geschichten und kleine Erfolge festzuhalten – diese werden am Ende geteilt, um die Motivation hochzuhalten. Es fühlt sich eher wie ein Nachbarschaftsprojekt als eine Vortragsreihe an, weshalb die Leute immer wieder kommen.

Und es gibt eine Möglichkeit, den Erfolg zu überprüfen. Statt großer Tests achten Schulen und Organisatoren auf Anzeichen: Wie viele Familien haben ein Sparkonto eröffnet? Denken die Kinder jetzt pünktlich daran, Geld für ihr Mittagessen mitzubringen? Gibt es mehr Einzahlungen bei der örtlichen Sparkasse? Diese kleinen Maßnahmen summieren sich und zeichnen das Bild einer Gemeinschaft, die langsam stärker wird.

Eine Geschichte stach besonders hervor. Eine Lehrerin erzählte von einer alleinerziehenden Mutter im Bezirk, die von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck lebte und sich oft zu hohen Zinsen Geld lieh, um über die Runden zu kommen. Nachdem sie drei CFIEE-Sitzungen besucht hatte, setzte sie sich mit einem Freiwilligen zusammen und erstellte zum ersten Mal einen monatlichen Haushaltsplan. Ein paar Monate später war sie diejenige, die andere Eltern ermutigte, zum Unterricht zu kommen, mit den Worten: „Wenn ich das kann, kann es jeder.“

Nicht alles lief perfekt. Eine Samstagssitzung musste abgesagt werden, weil niemand das lokale Fußballspiel verpassen wollte. Ein anderes Mal ging der Projektor mitten in der Präsentation kaputt, sodass der Moderator schließlich Diagramme von Hand auf ein Whiteboard zeichnete, während eine Gruppe Kinder in der hinteren Reihe kicherte. Irgendwie machten diese Momente das Programm zugänglicher.

Es ist schon komisch, wie schnell sich die Stimmung an einem Ort ändern kann. Am Ende des Semesters sprachen die Kinder beim Mittagessen nicht nur über Videospiele – sie verglichen auch, wie viel sie für neue Fahrräder oder Schulausflüge gespart hatten. Eltern tauschten beim Warten in der Autoschlange Tipps aus, wie sie ihre Lebensmittelrechnungen senken konnten. Was sich früher unangenehm anfühlte, war nun völlig normal.

Genau das meint CFIEE mit dem Motto „Den Status Quo ändern“. Es ist nicht nur ein griffiger Slogan – es zeigt, was passiert, wenn ökonomische Bildung vom Arbeitsblatt zur gelebten Erfahrung wird. Eine Gemeinschaft, in der Finanzen zum Gesprächsthema am Esstisch werden, ist eine Gemeinschaft auf dem Weg zur finanziellen Stabilität.

Und vielleicht ist das das beste Zeichen überhaupt: Niemand schämt sich mehr, über Geld zu sprechen. Ein Vater, der beim Grillen im Garten beiläufig die Zinsen erwähnt, mag zunächst seltsam klingen, aber daran erkennt man, dass sich etwas geändert hat. Es ist mittlerweile normal, fester Bestandteil des Alltags – und genau dort bleiben echte Veränderungen hängen.

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